Der sprachsensible Mathematikunterricht

Die Erstklässler Alina, Ben und Frieda wurden gebeten, das Muster in dem nebenstehenden Entdecker-Päckchen zu beschreiben. Folgende Dokumente (vgl. Berninghaus 2012; Götze 2015) sind dabei entstanden:

Jeder Text ist für uns Erwachsene verständlich. Die drei Kinder wollen mit ihren individuellen Beschreibungen das Gleiche ausdrücken: Der erste Summand und auch das Ergebnis werden von Aufgabe zu Aufgabe immer um zwei größer.
Hierzu fehlen den Kindern aber im wahrsten Sinne des Wortes die Worte. Sie greifen sowohl im Mündlichen als auch wie hier im Schriftlichen auf ihre individuelle Alltagssprache zurück. Formulierungen wie z. B. "überspringen" oder "Abstand haben" oder auch "die Zahlen" oder "auf der rechten Seite" lassen erkennen, was die Kinder gesehen haben, erschweren aber die gemeinschaftliche Kommunikation.
Was genau ist mit "rechter Seite" gemeint? Ist "überspringen 2" und "immer eine Zahl Abstand" eigentlich beides richtig? Und letztendlich ... wie kann man das noch kürzer und mit den "Wörtern der Mathematiker" ausdrücken?

Es stellt sich also die Frage:

Wie kann im Mathematikunterricht ausgehend von den individuellen Kompetenzen der Kinder die Beschreibungs- und Begründungskompetenz gezielt gefördert werden?

Zur Beantwortung dieser Frage sollen auf den nächsten Seiten folgende Aspekte geklärt werden:
  1. Welche Ansatzpunkte und Konzepte liegen einem sprachsensiblen Mathematikunterricht zugrunde?
  2. Wie können Sie im täglichen Unterrichtsgespräch die Kinder in ihren sprachlichen Entwicklungen unterstützen?
  3. Wie können Sie in Ihrer Unterrichtsplanung die gezielte Förderung der mathematischen Beschreibungs- und Begründungskompetenz – mündlich wie auch schriftlich – im täglichen Unterricht einplanen?