Leistungen feststellen

Manuel hat in der Klassenarbeit viele Fehler gemacht. Die Lehrerin ist verwundert. Eigentlich hatte sie im Unterricht den Eindruck, dass Manuel die schriftliche Addition bereits gut beherrscht. Die Aufgaben, die er im Unterricht rechnete waren fast immer fehlerfrei.

Ergebnisse aus Klassenarbeiten können den erwarteten Leistungen widersprechen. Die Lehrerin stellt sich Fragen nach möglichen Gründen für das unerwartete Ergebnis.
Illustration zu unerwarteten Leistungen bei Klassenarbeiten. Lehrkraft mit 3 Gedankenblasen. Von links nach rechts: „Hat er das schriftliche Additionsverfahren doch noch nicht verstanden?“, „Habe ich mich in meiner Einschätzung seiner Leistungen auf Grund meiner unterrichtlichen Beobachtungen so getäuscht?“, „Waren die Aufgaben zu schwer?“.

Eine unerwartet schlechte Leistung in einer Klassenarbeit kann viele Ursachen haben. Das obige Beispiel verdeutlicht, dass Leistungsbeurteilung, sofern sie allein auf Grundlage von Klassenarbeiten geschieht, viele Fragen offenlassen kann. Ebenso wird an dem Beispiel deutlich, dass punktuelle Leistungsüberprüfungen den Lernstand eines Kindes nur sehr bedingt wiedergeben können. Beispielsweise kann die Leistung eines Kindes durch seine momentane Verfassung, die Erhebungssituation und auch durch die Beziehung zur Lehrperson beeinflusst werden (vgl. Moser Opitz & Nührenbörger 2015).


Daher ist es sinnvoll Alltagsleistungen der Schülerinnen und Schüler zu erfassen und in eine abschließende Beurteilung einfließen zu lassen. Natürlich sollte sich die Lehrerin nicht nur auf ihre intuitive Wahrnehmung verlassen, sondern bei der Erfassung von Alltagsleistungen Verfahren verwenden, die eine möglichst objektive Beurteilung im Unterrichtsalltag ermöglichen.
Ein zeitgemäßer Mathematikunterricht benötigt demnach veränderte Formen der Leistungsfeststellung, um die Leistungen der Kinder angemessen zu erkennen, zu würdigen und zurückzumelden.

Mithilfe sogenannter informativer Aufgabenstellungen können vielzählige Informationen über Vorerfahrungen und Denkweisen der Kinder sichtbar werden. Daneben ist weiterhin eine diagnostische Haltung der Lehrkraft notwendig, um den Informationsgehalt einer Aufgabe für die weitere Unterrichtsplanung nutzbar zu machen.

Bevor wir Ihnen auf der Seite Unterricht verschiedene Verfahren vorstellen, welche die reine Leistungsfeststellung durch Klassenarbeiten sinnvoll ergänzen können, wird zunächst erläutert was unter Leistung zu verstehen ist und welche Anforderungen dies an die Lehrkraft stellt.
Strukturgebend werden dazu folgende Fragen beantwortet: 
  1. Welche Anforderungen sind an Leistungsfeststellungen im Mathematikunterricht zu stellen?
  2. Wodurch zeichnen sich informative Aufgaben aus und wie können sie gestaltet werden?
  3. Wie können sogenannte informative Aufgaben genutzt werden, um individuelle Lernstände effizient und alltagstauglich zu erfassen?
  4. Welche Arten von Leistungsfeststellungen können im Unterricht ergänzend eingesetzt werden, um Kinder beim Weiterlernen zu unterstützen?