Einstieg
Übung macht den Meister!?
Eine Kollegin steht in der Pause im Lehrerzimmer neben Ihnen und zeigt Ihnen das Arbeitsblatt von Manuel.
Dabei steht es stellvertretend für die Arbeitsblätter einer Reihe seiner Mitschüler.
Sie ist unzufrieden:
Vor allem ist sie so unzufrieden, weil sie zuvor wirklich viel Zeit investiert hat, mit den Kindern die Aufgaben des kleinen Einspluseins zu erarbeiten.
Und sie habe sogar für jedes Kind "ein Übungsheft für zu Hause" angefertigt mit ganz ähnlichen Arbeitsblättern wie diesem. Und Kopfrechenübungen würden sie auch fast jeden Tag machen.
Zu Recht fragt sich die Kollegin also:
Warum macht Manuel denn noch so viele Fehler, wo sie doch so viel geübt haben?!?!?
In diesem Kontext sollte man sich die Frage stellen: Was versteht man denn eigentlich unter "Üben"?
In Bezug auf die Kollegin und ihr Problem könnte diese Frage dann noch wie folgt konkretisiert werden: Bedeutet Üben im Mathematikunterricht etwas "oft wiederholen", um es "auswendig zu lernen"? Und bleibt das "Geübte" dann so in den Köpfen der Kinder, dass sie es immer wieder – "ohne groß nachzudenken" – abrufen können?
Es wird also deutlich, dass sich eigentlich viele kleine Fragen stellen, um dem Problem der Kollegin zu entgegnen.
Aus diesem Grund wird auf den kommenden Seiten den folgenden zentralen Fragen nachgegangen:
- Was und warum sollte eigentlich geübt werden?
- Wann sollte wie geübt werden?
- Wie können Übungsprozesse gestaltet werden, um (neues) Wissen zu speichern und abrufbar zu machen?
Die Ausführungen sollen dabei ermöglichen, ein grundlegendes unterrichtspraktisches Verständnis des Übungsbegriffs für den Mathematikunterricht aufzubauen.
Im Teil "Hintergrund" wird dafür zunächst die Begrifflichkeit des Übens differenziert, um auf dieser Grundlage im Teil "Unterricht" beispielhafte praktische Anregungen zur Umsetzung zu geben. Im Teil "Material" finden Sie dann noch konkretere Hinweise zur Unterrichts- und Arbeitsmaterialgestaltung.