Raumvorstellung am Beispiel "Würfelgebäude"

In einer ersten Klasse zeigt Herr Neuhaus seinen Kindern ein Bild des folgenden Würfelgebäudes und fragt: "Aus wie vielen Würfeln wurde dieses Gebäude zusammengebaut?".

Illustration einer Unterrichtssituation. An der Tafel hängt ein Bild eines dreidimensionalen Würfelgebäudes. Davor sitzen 3 Schüler:innen mit jeweils einer Sprechblase. Rechts: „Das Würfelgebäude besteht aus 7 Würfeln, denn ich kann 7 Würfel sehen.“, Mitte: „Es könnten auch 11 sein. Man weiß ja nicht genau, ob es da hinten noch weitergeht.“, Links: „Ich glaube es müssen 9 sein, denn sonst würden die ja schweben.“


Nila, Lio und Matteo überlegen nicht lange. Die Antworten zeigen jedoch, dass sie bereits ganz unterschiedliche Vorstellungsbilder zu der Abbildung des (in der Realität dreidimensionalen) Würfelgebäudes haben bzw. mit der Abbildung in ihrer Vorstellung "umgehen", um sich das Gebäude als Ganzes vorzustellen.

Nila gibt eine ganz "typische“ Antwort, denn sie benennt mit "7“ die Anzahl der Würfel, die sie wirklich auf dem Bild sehen und vielleicht abzählen kann.

Matteo hingegen ergänzt zu diesen "sichtbaren“ Würfeln die zwei Würfel, auf denen auch der mittlere hintere und der linke hintere Stein stehen müssten, denn sonst würden diese Würfel, wie Matteo es ausdrückt, "schweben“ und er kommt somit zu seiner Antwort "9".

Lio geht (vermutlich) einen Schritt weiter, indem er noch anders auf das Würfelgebäude schaut. Er greift vorweg, dass auch hinter der hinteren Reihe (an der mittleren und linken Position)  noch weitere Würfel liegen könnten, auch wenn die "Bank“ so abgebildet ist, dass man diese in der Darstellung nicht sehen kann.
 

Doch wie kommt es zu diesen unterschiedlichen Vorstellungsbildern? Und wie kann deren Aufbau gefördert werden?

 

Dies mag unter anderem an unterschiedlichen geometrischen (Vor-)Erfahrungen der Kinder liegen, durch die sie bereits mögliche Vorstellungsbilder entwickelt und auch gelernt haben, diese in ihrer Vorstellung zu bewegen, zu drehen und dabei umzudeuten.

Dieses Fähigkeiten werden unter anderem unter dem Begriff des räumlichen Vorstellungsvermögen gefasst und sind grundlegender Bestandteil, um sich seine Umwelt zu erschließen und sich in ihr zurechtzufinden. Somit stellt die Förderung dieser Kompetenzen ein grundlegendes Ziel des Geometrieunterrichts der Grundschule dar.

Auf den Folgenden Seiten wird in diesem Zusammenhang auf diese zentralen Fragen eingegangen:

1. Was wird unter der Begrifflichkeit der "Raumvorstellung" verstanden?
2. Warum ist die Ausbildung der damit verbundenen Kompetenzen wichtig?
3. Wie kann die Förderung dieser Kompetenzen im Unterricht mit allen Kindern gelingen?