Wie können zeichnerische Fähigkeiten im Unterricht entwickelt werden? – am Beispiel schöne Muster zeichnen

Da sich geometrische Fähigkeiten wie die Raumvorstellung und die Fertigkeiten zum Zeichnen gegenseitig bedingen, stellt das Zeichnen in der Regel keinen eigenen Lehrgang dar, sondern wird genutzt, um geometrische Objekte oder Eigenschaften abbilden zu können. Aber ebenso wenig wie sich ein Verständnis für eine geometrische Eigenschaft wie z. B. „Symmetrie“ einfach so ausbildet, sondern erst im Gespräch über Symmetrie deutlich wird, braucht auch das Zeichnen eine gezielte Unterstützung.

Daher macht es Sinn, über zeichnerische Fertigkeiten im Unterricht gemeinsam zu reflektieren: Wie gehe ich beim Zeichnen am besten vor? Was bereitet mir Schwierigkeiten? Wie gehe ich damit um?

Anregungen, wie Kinder mit unterschiedlichen zeichnerischen Kompetenzen unterstützt werden können, selbst Zeichnungen zu erstellen, sollen im Folgenden am Beispiel des Zeichnens auf dem Punkteraster (Isometriepapier) dargelegt werden (die Anregungen stammen im Wesentlichen aus Nührenbörger et al. 2017, 2018, 2019).

Bandornamente und Parkette mit dem Punkteraster zeichnen

Illustration zum Legen von Mustern. Drei Kinder arbeiten an einem Schreibtisch mit Mustern und indem sie  verschiedene Formen aneinander. Jedes Kind hat eine Sprechblase. Links: „Die Grundfigur ist wieder eine Raute.“ Mitte: „Für die Grundfigur brauchen wir 2 gelbe Dreiecke, 1 blaue Raute und 1 rotes Parallelogramm.“ Rechts: „Die beiden gelben Dreiecke und die blaue Raute bilden zusammen ein Parallelogramm. Daneben liegt das rote Parallelogramm. Dann immer so weiter.“

Bandornamente müssen selbstverständlich zunächst mit Material gelegt werden. Aber was macht man dann mit diesen schönen Mustern? Einfach wieder zerstören? Einerseits können die Muster gut fotografisch festgehalten werden. Andererseits kann die Tatsache, dass die Kinder ihre gelegten Muster festhalten möchten, als Motivation zum ersten (exakten) Zeichnen genutzt werden. Das Punkteraster bietet sich hier besonders gut an, denn auf ihm können viele Grundformen (Rauten, Parallelogramme, Trapeze, Dreiecke, Achtecke, ...) durch Verbinden der Punkte gezeichnet werden.

Dazu können die Kinder das Muster mit Legematerial direkt auf das Papier legen, die entsprechenden Eckpunkte der Formen markieren und anschließend verbinden. Geübtere Zeichner können das Muster auf den Tisch legen und direkt auf das Punkteraster übertragen. Auch kann das exakte Zeichnen mit dem Lineal angeregt werden, denn Freihandzeichnungen wirken hier eher skizzenhaft und bilden die Schönheit des Musters nicht exakt ab. 

Vertieft wird diese Aktivität, wenn die Kinder aufgefordert werden, ihre Grundfiguren des Musters zu beschreiben. Dabei können nicht nur die Fachwörter für die Formen (Parallelogramm, Raute, Dreieck und Trapez), sondern auch die Raumlagebegriffe (rechts von, links von, darüber, darunter) gefördert werden. 

Auch das Finden von Fehler in gezeichneten Bandornamenten und Parketten und deren Korrektur fördert das Symmetrieverständnis aber auch zeichnerische Kompetenzen.

Muster aus Kreisen im Punkteraster

Das Zeichnen mit dem Zirkel ist motorisch anspruchsvoll. Wenn dann noch Muster entstehen sollen, die eine gewisse Regelmäßigkeit aufweisen, ist ein Zeichnen auf einem weißen Blatt für viele Kinder eine zu große Herausforderung. Daher bietet sich hier das Punkteraster an, denn die Punkte helfen die Mittelpunkte zu finden, zu fixieren und den Radius einzustellen. 

Vorlage eines Musters zum Nachzeichnen: 4 sich überlappende Kreise.
Zeichne das Muster nach und färbe es.
Buntes Muster aus 4 Kreisen, die sich überlappen. Jedes entstandene Feld wurde bunt gefärbt.
Schülerlösung

Würfelgebäude mit dem Punkteraster zeichnen

Auch das Zeichnen von dreidimensionalen Würfelgebäuden ist mit dem Punkteraster einfach umzusetzen (dazu muss das im Material zum Download verfügbar gestellte Punkteraster im Querformat genutzt werden). 

Werden immer vier „benachbarte“ Punkte verbunden, entsteht eine Raute. Aus drei Rauten lässt sich ein nahezu perfektes (isometrisches) Bild von einem Würfel erzeugen. Setzt man auf diese Weise mehrere Würfel aneinander, werden teilweise noch halbe Rauten (Dreiecke) benötigt – diese sind im zweiten Bild zu erkennen. Da der hintere Würfelturm vom vorderen leicht verdeckt wird, ist eine Würfelfläche nur halb zu sehen.

Abbildung eines Würfels auf Isometriepapier.
Abbildung eines Würfelgebäudes auf Isometriepapier.

Eigenaktivität

Probieren Sie es doch direkt einmal aus und zeichnen Sie die hier abgebildeten Würfelgebäude nach. Das Punkteraster können Sie unter Inhalte – Raum und Form – Zeichnen – Material herunterladen und ausdrucken. Legen Sie es im Querformat vor sich hin.

Falls Sie Spaß daran gefunden haben, zeichnen Sie eigene Würfelgebäude oder holen sich ein paar Würfel, bauen ein Würfelgebäude und zeichnen es anschließend ab.

Und was ist mit Marc?

Marc könnte mit Hilfe des Punkterasters lernen, Würfel zu zeichnen. Dazu sollte er erst ein (einfaches) Würfelgebäude mit Würfeln bauen, es dann mit Rauten und Dreiecken auf dem Tisch oder auf dem Punkteraster nachlegen, und anschließend abzeichnen (weitere Anregungen zur Arbeit mit dem Punkteraster im Geometrieunterricht finden Sie in Thöne & Spiegel 2003).